Nach Krebs: Betroffene brauchen mehr ganzheitliche Unterstützung
Menschen, die den Krebs besiegt haben, benötigen auch nach Abschluss ihrer Krebstherapie in vielen Fällen Unterstützung – körperlich, psychisch oder im Alltag. Oft bleibt dieser Bedarf jedoch ungedeckt. SWICA setzt sich zusammen mit der Krebsliga Schweiz, verschiedenen Spitälern und weiteren Partnern dafür ein, dass Menschen nach einer Krebserkrankung nicht durch die Maschen des Gesundheitsnetzes fallen.
Die Zahl der Krebsüberlebenden («Cancer Survivors») nimmt weltweit stetig zu. Was grundsätzlich eine positive Entwicklung aufgrund besserer medizinscher Möglichkeiten ist, birgt gleichzeitig neue Herausforderungen für die psychologische und soziale Nachsorge von betroffenen Personen. Denn viele Cancer Survivors leiden auch nach Abschluss der medizinischen Behandlung weiterhin unter erheblichen psychosozialen Belastungen. Dazu zählen Angst vor einem Rückfall, Depressionen, chronische Erschöpfung (Fatigue), soziale Isolation, Probleme bei der Rückkehr ins Berufsleben und finanzielle Sorgen.
Eine Studie aus dem Jahr 2024, die im Wissenschaftsjournal The Lancet erschienen ist, hat den weltweiten ungedeckten psychologischen Versorgungsbedarf von Krebspatientinnen und Krebspatienten untersucht. Sie kommt zum Schluss, dass 50 Prozent aller Cancer Survivors an sozialen und psychologischen Belastungen leiden, die alle Aspekte des Alltags betreffen. Gleichzeig wird der Nachsorgebedarf häufig nicht erkannt, und es fehlen vielerorts entsprechende psycho-onkologische Angebote. Durch die fehlende Versorgung verschlechtert sich bei den Betroffenen nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Situation im Erwerbsalltag. Dadurch entstehen hohe Kosten für die verschiedenen Sozialversicherungssysteme.
Nach Krebs oft alleingelassen
Gemäss der Krebsliga Schweiz leben hierzulande rund 450’000 Menschen als Cancer Survivors. Viele fühlen sich im Schweizer Gesundheitssystem unzureichend informiert und unterstützt. Das zeigt auch die schweizweit durchgeführte Umfrage SCAPE (Swiss Cancer Patiens Experiences), die letztmals im Juli 2024 veröffentlicht wurde.
«Das Cancer Survivors Support Program unterstützt Menschen nach einer Krebserkrankung dabei, ihre Lebensqualität zu verbessern, insbesondere jene, die auf Hilfe angewiesen sind.»
Regula Hälg, Leiterin Angebotsentwicklung, Krebsliga Schweiz
Hier setzt das Cancer Survivors Support Program (CSSP) an, das aktuell von der Krebsliga zusammen mit SWICA, verschiedenen Spitälern und weiteren Partnern ausgearbeitet und getestet wird. Es bietet Menschen nach einer Krebserkrankung ganzheitliche Unterstützung. Entsprechende Coaches können gezielt auf die individuellen Herausforderungen der Betroffenen eingehen und Unterstützungsmassnahmen in die Wege leiten.
Das sei gemäss Regula Hälg, Programmverantwortliche von der Krebsliga Schweiz, ein grosses Bedürfnis von betroffenen Personen: «In Gesprächen wird immer wieder hervorgehoben, dass es nach Abschluss der Behandlung bedeutungsvoll ist, wenn es eine klare Ansprechperson mit umfassendem Blick fürs Ganze gibt.» Um diese Betreuung zu ermöglichen, wird aktuell eine App entwickelt, die die persönliche Begleitung mit digitalen Elementen kombiniert.
Vorhandene Angebote verfügbar machen
Besonders wichtig für das Gelingen des Programms ist für Hälg die Vernetzung aller Akteure: «Tatsächlich gibt es bereits ein breites Angebot an Versorgungsangeboten von verschiedenen Disziplinen. Aber der Zugang ist stark davon abhängig, welche Expertise die begleitende Fachperson aufweist. Das CSSP dient einer systematischen Krebsnachsorge.» Es vernetzt die wichtigsten Akteure aus dem onkologischen Bereich und bringt die Krebsliga, medizinische Spezialistinnen und Spezialisten, die onkologischen Zentren, die Kostenträger und die betroffenen Patientinnen und Patienten zusammen. Dank der Koordination durch einen Coach erhalten die betroffenen Personen weder zu viel noch zu wenig, sondern genau die Nachsorge, die sie benötigen.
«SWICA setzt sich in zahlreichen Projekten für die nationale und regionale Vernetzung von Partnern aus dem Gesundheitswesen ein, um eine integrierte und qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Mit dieser Expertise unterstützen wir das Cancer Survivors Support Program und die betroffenen Personen.»
Heidi Liechti, Expertin Integrierte Versorgung bei SWICA
Expertise für integrierte und koordinierte Versorgung
SWICA setzt sich in zahlreichen Projekten für die nationale und regionale Vernetzung von Partnern aus dem Gesundheitswesen ein, um eine integrierte und qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. «Mit unserer Expertise unterstützen wir das CSSP bei der Vernetzung. Gleichzeitig messen wir die Wirkung des Programms auf die patientenzentrierte Betreuung und die Kosten», erklärt Heidi Liechti, Expertin Integrierte Versorgung bei SWICA. «Konkret gilt es zu beurteilen, ob sich das Programm positiv auf die Gesundheitskosten auswirkt und ob dadurch eine längerfristige Finanzierung im Rahmen von Pauschalen möglich wäre. Gleichzeitig unterstützt SWICA die Partner, Messgrössen für die Qualität des Programms zu definieren und auszuwerten.»
Das Angebot soll nächstes Jahr starten. Aktuell laufen die Vorbereitungen in den Pilot-Regionen Tessin, Winterthur und Lausanne. «Wenn das Programm einen positiven Effekt auf die Versorgungsqualität hat und die Finanzierung geregelt werden kann, wäre eine Ausweitung auf weitere Regionen unter Einbezug weiterer kantonaler und regionaler Krebsligen möglich», so Liechti.
SWICA setzt sich für Brustkrebs ein
SWICA engagiert sich seit Jahren aktiv in der Brustkrebsprävention und unterstützt Initiativen wie Pink Ribbon Schweiz sowie die Brustkrebsaufklärungsaktion Pink Cube. Aus der Grund- und Zusatzversicherung beteiligt sich SWICA an medizinischen Untersuchungen zur Vorsorge. Mehr Infos zum Thema Brustkrebs und Brustkrebsvorsorge gibt es hier.