Menschen bei SWICA mit Dennis Saikkonen
Vom Eishockey-Goalie zum Experten für mentale Blockaden

Zwölf Jahre lang stand Dennis Saikkonen in den höchsten Eishockey-Ligen in der Schweiz, Finnland, Kanada und Dänemark im Tor. Dank der Zusammenarbeit mit dem Athletes Network hat er den Wechsel weg vom Profisport gewagt und begleitet nun als psychologischer Berater bei santé24 Personen in schwierigen Situationen. Inwiefern ihn der Sport zur Psychologie gebracht hat und was er bis heute aus seiner Sportlerkarriere mitnimmt, erzählt er im Interview.

Dennis, du hast während deiner Profikarriere im Eishockey zwölf Jahre lang das Tor verteidigt – wie kamst du dazu, Goalie zu werden?

Als Sechsjähriger bin ich meinem Bruder ins Eishockeytraining gefolgt und habe mich zunächst wie er als Feldspieler versucht. Es hat mich aber immer zu fest geärgert, wenn meine Mannschaft zu viele Tore kassiert hat. Für mich wurde schnell klar, dass ich im Tor mehr Einfluss auf den Verlauf des Spiels nehmen und das Resultat besser steuern kann. Und so bin ich dann irgendwann selbst ins Tor gestanden und dort geblieben.

Das hört sich sehr ehrgeizig an. Warst du ein schlechter Verlierer?

Früher war ich das manchmal, ja. Mit jedem Jahr im Hockey hat sich das aber gelegt. Im Sport gibt es so viele Situationen, in denen man nicht als Sieger vom Platz geht. Ich erinnere mich, als bei einem Spiel mit 17'000 Zuschauenden alle geklatscht haben, dass ich nach einer schlechten Phase ausgewechselt wurde. In solchen Momenten musste ich gezwungenermassen lernen, das Positive im Verlieren zu sehen und mich trotz allem zu motivieren, weiterzumachen. Ich bin bis heute sehr kompetitiv, aber dank dem Sport kann ich besser mit Niederlagen umgehen.

Irgendwann kommt leider der Punkt, an dem eine Profikarriere nicht weitergehen kann. Hast du dich bereits während deiner Hochphase auf das Leben nach dem Eishockey vorbereitet?

Solche Gedanken hatte ich eher, als ich mit 18 Jahren an der Schwelle zu einer Profikarriere stand. Diese Zeit war definitiv geprägt von der Ungewissheit über die Zukunft. Sobald ich dann aber den Schritt in den Spitzensport gewagt und geschafft hatte, gab es für mich während zwei, drei Jahren nichts anderes als Eishockey. So sehr ich diese unbeschwerte Zeit auch genossen habe – komplett konnte ich die Gedanken an die Zeit nach der Karriere nicht ausblenden. Also habe ich das Sportgymnasium gemacht, an den Universitäten von Bern und Zürich Psychologie studiert und mich dem Athletes Network angeschlossen, durch das ich schliesslich auch bei santé24 gelandet bin. Ich bin froh, dass ich schon während meiner Eishockeykarriere begonnen habe, mir ein Leben ausserhalb des Sports aufzubauen.

Partnerschaft mit dem Athletes Network

SWICA ist Main Partner des Athletes Network, das aktive und ehemalige Athletinnen und Athleten auf ein erfolgreiches Berufsleben nach ihrer Sportkarriere vorbereitet. Mehr zum Engagement von SWICA gibt es hier.

Im Sport geht es viel um Taktik und darum, den Gegner einzuschüchtern. Oft ist es gar nicht die physische, sondern die mentale Stärke, die einen Sieg ausmacht. Glaubst du, dass dein Interesse an der Psychologie aus dem Eishockey hervorgeht?

Ja, zu einem grossen Teil stammt es sicher aus dem Sport. Ich habe mich schon immer für die Menschen hinter den Sportlern, die mir auf dem Eis begegnet sind, interessiert. Ein für mich sehr prägendes Ereignis war der Suizid von Robert Enke, dem damaligen Goalie der deutschen Fussballnationalmannschaft. Diese Tragödie hat mir und vielen anderen gezeigt, dass Leistung im Profisport bei Weitem nicht alles ist. Das, was hinter den Kulissen abgeht, ist das Entscheidende.

Mittlerweile arbeitest du als psychologischer Berater bei santé24 und doktorierst gleichzeitig im Bereich Hirnforschung. Wie hast du den Wechsel in die Berufswelt wahrgenommen?

Als Profisportler wird man irgendwie abgestempelt. Anfangs fühlte es sich an, als müsste ich mir zuerst eine komplett neue Identität ausserhalb des Sports aufbauen. Diese Ablösung vom «Sportler-Dennis» ist mir auch heute, nach fast einem Jahr in der Berufswelt, noch nicht komplett gelungen, ich bin aber auf einem guten Weg. Natürlich hat die neue Welt auch Vorteile: Ich geniesse es sehr, nicht mehr unter so starkem Leistungsdruck zu stehen und mein wahres Ich wieder stärker zeigen zu können. Meine Beziehungen sowohl im Berufs- als auch im Privatleben erlebe ich als viel intensiver und mein Umfeld nimmt mich entspannter war. Auch meine mentale Gesundheit hat profitiert, seit ich von den Existenzängsten – die man als Sportler auch haben kann – weggekommen bin. Wieviel man dem Sport unterordnet, wird einem erst mit Blick von aussen bewusst.

Wie gestaltet sich dein Alltag bei santé24?

Ich bin im Team der Online-Selbsthilfe-Trainings angesiedelt. Jeden Morgen prüfen wir die neuen Anmeldungen für die Trainings und führen anschliessend die Erstgespräche mit den Interessierten durch. So können wir gemeinsam herausarbeiten, welches Training am besten zu ihnen passt. Den Kundinnen und Kunden, die bereits ein Training begonnen haben, geben wir ein ausführliches schriftliches Feedback zu jeder Lektion. Wir legen grossen Wert darauf, mit den Versicherten eine Bindung aufzubauen – auch wenn wir während den Trainings nur schriftlich mit ihnen im Kontakt stehen. Das Format der Online-Trainings bietet viele Vorteile: Einerseits können wir die Art und Weise, wie sich die Versicherten ausdrücken, genau analysieren und das Feedback daran anpassen. Andererseits ist bei Online-Trainings die Hemmschwelle tiefer, sich Hilfe zu holen.

Wo siehst du Parallelen zwischen deinem Leben als Eishockeyprofi und der Arbeit als psychologischer Berater bei santé24?

Als Goalie betrachtet man das Spiel immer aus der hintersten Position – man hat also den Überblick und kann genau sehen, wer sich wohin bewegen soll. Man kann den Mitspielern helfen, ihnen Tipps geben, sie unterstützen und so das Spiel, aber auch die Einzelleistungen verbessern. Ähnlich kann ich dies nun auch in meiner Rolle als psychologischer Berater tun. Zudem lernte ich als Sportler, aus negativen Erlebnissen stets etwas Positives mitzunehmen. Mit diesem Ansatz gehe ich täglich an meine Aufgaben und versuche, bedingungslose Wertschätzung gegenüber den Kundinnen und Kunden zu zeigen.

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