Der Ertrag ist ihr Einkommen, der Boden ihr Kapital
Das Sprichwort «Gut Ding will Weile haben» kennt im Umgang mit der Natur kein Pardon. Nur wer geduldig ist und auch mit Rückschlägen umgehen kann, wird die Jahre, die es braucht, um einen degenerierten Boden wieder aufzupäppeln, überstehen. Daniel Bärtschi, gelernter Landwirt und Präsident des Vereins Agricultura Regeneratio, bringt es auf den Punkt: «Die Landwirte müssen eine Vision haben, eine proaktive Herangehensweise und den Mut, nach vorne gerichtet zu scheitern.»
Das Projekt SWICA Terra Vital nimmt nach dem Kick-off im letzten Sommer nun Formen an: Zehn Landwirte, vom Murten- bis zum Bodensee, haben sich entschieden, das Bisherige über Bord zu werfen und sich auf eine neue Reise zu begeben. Sie bauen Kartoffeln, Soja, Lupinen, Getreide, Gemüse und Früchte an; der Ertrag ihr Einkommen, der Boden ihr Kapital.
Gesunder Boden im Zentrum
Seit einem Jahr begleiten externe Coaches vom Verein Agricultura Regeneratio die Betriebe; diesen Winter kann ein erstes Fazit gezogen werden. Wenn der Boden aussen ruht, aber innen nachwirkt, können die Landwirte anderen Arbeiten nachgehen. Sie machen sich Gedanken über Direktvermarktung, Abnehmer, Preise oder Logistik, im Zentrum stehen aber immer der Boden, die Technik ihn zu bearbeiten und neue Methoden, wie der Einsatz von Mikroorganismen.
Bärtschi ist es wichtig zu betonen, dass die Landwirte auf Augenhöhe beraten werden. «Sie möchten verstanden werden», sagt er und erwähnt fast beiläufig, dass sie sowieso selbstkritisch genug seien. Sie müssen es freiwillig tun und sich dem Potenzial bewusst sein, das sie nutzen können. Aha-Erlebnisse gehören dann dazu und eben auch mal die Zeit, nach links und rechts zu schauen, was andere Landwirte ausprobieren.
Den Boden laufend überprüfen
Ein wichtiges Überwachungstool, wie sich der Boden beziehungsweise der Humus mit der Zeit entwickelt, liefert die sogenannte Spatenprobe. Dabei wird die Erde nach wissenschaftlichen Kriterien analysiert und die Resultate werden fortlaufend in einer App gesammelt. Sie liefert den Landwirten eine verlässliche Grundlage, wie sich der Boden durch die angewandten Methoden positiv oder negativ verändert hat.
Und, hat sich denn schon etwas verändert? Daniel Bärtschi bejaht. Das Anpflanzen von Zwischenkulturen oder die Düngung mit Kompost statt Mineraldünger haben die Bodenfruchtbarkeit verbessert. Es sei wichtig, dass die Landwirte ihr Tun reflektieren und sich nicht zu viel vornehmen: «Es wird überschätzt, was in einem Jahr und unterschätzt, was in zehn Jahren erreicht werden kann.» Sein Credo ist, den Betrieb nicht radikal umzustellen, sondern mit einer Kultur anzufangen und dann zu skalieren, wenn es gut läuft.
Alle haben unterschiedliche Herausforderungen wie der Bauer, der seine Erde nach einer Autobahnbauaufschüttung ins Lot bringen soll oder zwei Architekten, die das Land nach einer Generation, in der das Land nicht von der Familie bewirtschaftet wurde, nach architektonischen Ansätzen auf die Zielgerade führen möchten. Was aber alle vereint ist der Wunsch, den Boden fruchtbarer zu machen. Denn er ist die Grundlage für gesunde Pflanzen, gesunde Nahrungsmittel und einen gesunden Menschen.
Gemeinsam für die Gesundheit von Mensch und Umwelt: SWICA Terra Vital
Das mit dem WWF lancierte Projekt SWICA Terra Vital umfasst neben dem Bereich Moore die regenerative Landwirtschaft. Da die Bodenqualität in der Schweiz lange Zeit vernachlässigt wurde, gingen durch eine intensive Landnutzung 50 bis 70 Prozent des organischen Materials verloren. Eine Folge des verminderten Humusgehalts ist eine reduzierte Fähigkeit, Wasser, Nährstoffe und CO2 zu speichern.
Durch eine regenerative Landwirtschaft soll eine nährstoffreiche Ernährung gefördert werden. Im Rahmen dieses Projekts stellen deshalb zehn Landwirte ihren Betrieb in den nächsten drei Jahren um und werden durch Coaches des Vereins Agricultura Regeneratio begleitet.
Hier finden Sie weitere Informationen zu SWICA Terra Vital und zur Partnerschaft mit dem WWF Schweiz.