Sicheres Stand-up-Paddling
«Gemütliches Paddeln reicht fürs Herantasten»

Stand-up-Paddling (SUP) erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Obwohl der Zugang zum Wassersport leicht und der Materialaufwand relativ gering ist, gibt es Tücken, Gefahren und nicht zuletzt Regeln für einen unbeschwerten Paddelausflug. SUP-Profi Chris Balmer erklärt, warum Sonnencrème immer dazugehört, Fussleinen gefährlich werden können und was das Brett im Notfall mit einer Insel zu tun hat.

Herr Balmer, welche Vorbereitungen treffen Sie, bevor Sie mit Ihrem Stand-up-Paddle-Brett ins Wasser steigen?

Als erstes inspiziere ich mein Material. Ein aufblasbares Board sollte man erst etwas an Land ruhen lassen, um sicherzustellen, dass es dicht ist. Durch Alterserscheinungen kann es nämlich langsam, aber stetig Luft verlieren. Bei Hardboards passiert das natürlich nicht, diese sind auch mit kleinen Schäden wie Dellen noch fahrtüchtig und daher generell sicherer. Beim Paddel achte ich darauf, dass die Ausziehelemente stabil sind, der Griff gut hält und das Blatt durch die Sonneneinstrahlung nicht spröde geworden ist.

Und dann geht es ab aufs Wasser?

Noch nicht. Vorab informiere ich mich über das Gewässer und dessen Regeln. Fürs SUP gilt das Schweizer Binnenschifffahrtsgesetz, das übrigens auch für Kajak- und Kanufahrten relevant ist. Das heisst, ich achte auf Bootsanlegestellen oder mit Bojen markierte Badeorte. Dort darf ich prinzipiell nicht ein- und aussteigen, geschweige denn paddeln. Darüber hinaus schaue ich mir den Verkehr an. Kurs- und Segelschiffe wie auch Berufsfischer haben immer Vortritt. Motorisierte Privatboote müssen Rücksicht auf Stand-up-Paddelnde nehmen. Darüber hinaus gilt den Naturschutzzonen ein besonderes Augenmerk. Dort darf unter keinen Umständen gepaddelt werden. Ich achte zudem auf Tiere – diesen komme ich prinzipiell nicht zu nahe. 

Gelten diese Vorschriften überall gleich?

Neben dem schweizweit gültigen Gesetz gibt es von See zu See individuelle Regeln. Auf dem Baldeggersee im Kanton Luzern darf beispielsweise ausschliesslich in markierten Zonen gepaddelt werden, auf dem restlichen Gewässer ist es verboten. Zu- und Ausstiegsregeln können ebenfalls von Ort zu Ort unterschiedlich sein. 

Wo findet man diese Informationen?

Die wichtigsten Infos findet man online; für fast jeden See gibt es mittlerweile eine eigene Website. Ansonsten gibt es vor Ort meist Infotafeln bei den Einwasserungsstationen.

Welche spezifischen Regeln müssen Stand-up-Paddelnde beachten?

Das Brett muss immer mit Namen, Adresse und Telefonnummer versehen sein. Zudem muss zwingend eine Schwimmweste mitgeführt werden, sobald man sich mehr als 300 Meter vom Ufer entfernt. Diese Distanz ist übrigens schneller erreicht, als viele denken. Sowieso empfehle ich, im Zweifelsfall die Schwimmweste zu tragen, anstatt sie nur mitzuführen. Schliesslich nützt sie auf dem Brett wenig, wenn ich bereits ins Wasser gefallen bin. Zur freiwilligen Ausrüstung gehört die Fussleine, mit der sich Paddelnde mit dem Brett verbinden können. Diese kann auf dem See praktisch sein, da das Brett bei Wind abgetrieben werden kann.

Was muss bei fliessenden Gewässern beachtet werden?

Dort darf auf keinen Fall die Fussleine verwendet werden. Auf fliessenden Gewässern wird sie schnell zur Falle, da Strömungen das Board untergehen lassen können. Im schlimmsten Fall zieht die Leine die Person mit unter Wasser. Fliessgewässer dürfen nicht unterschätzt werden. Wenn ich auf einem See nicht paddle, stehe ich einfach still – auf fliessenden Gewässern geht es logischerweise permanent vorwärts. Das braucht Übung.

Was, wenn das Brett verloren geht?

Bei einem Verlust muss dies der Polizei gemeldet werden, damit beim Auffinden des herrenlosen Bretts eine vermisste Person ausgeschlossen werden kann.

Gibt es neben der Schwimmweste und der Fussleine andere Gegenstände, die Sie mitnehmen?

Auf einem See bin ich der Sonne voll ausgesetzt, daher habe ich Sonnencrème, -hut und -brille immer dabei. Darüber hinaus habe ich genügend Trinkwasser, etwas zu essen, Bargeld und mein Telefon im Gepäck. Zu guter Letzt nehme ich ein kurzes Seil mit, falls ich eine andere Person abschleppen muss.

Werden all diese Gegenstände nicht nass?

Dafür gibt es kleine, wasserdichte Taschen, sogenannte Drybags. Diese wiederum können vorne auf dem Brett festgemacht werden.

Sie haben die Sonne erwähnt. Welche weiteren natürlichen Einflüsse können beim Stand-up-Paddling kritisch werden?

Vor allem der Wind. Idealerweise paddelt man zuerst stets gegen den Wind, sodass bei der Rückkehr ans Ufer weniger Energieaufwand nötig ist, wenn bereits die Erschöpfung eintritt. Hierbei sind übrigens die örtlichen Gegebenheiten wiederum wichtig. Beispielsweise sind der Bieler- und Neuenburgersee dafür bekannt, dass plötzliche Bisen auftreten können. Wind bedeutet zudem Wellen. Diese können – gerade auf einem aufblasbaren SUP – ungeübte Paddler schnell aus dem Gleichgewicht bringen. Ein weiterer unterschätzter Faktor ist die Wassertemperatur. Vor allem anfangs und Ende der Saison. Es ist wichtig, sich entsprechend zu kleiden. Dafür gibt es speziell konzipierte Neopren- oder Trockenanzüge im Fachhandel.

Was, wenn ein Gewitter aufzieht?

So schnell wie möglich zurück ans Ufer, da das Paddel als Blitzableiter fungiert.

Wie reagiert man auf dem Brett in einer misslichen Situation?

Generell gilt: Wer sich auf dem Wasser nicht mehr sicher fühlt, sollte am nächstmöglichen Ort aussteigen und zu Fuss gehen, anstatt zum Startpunkt zurück zu paddeln. Falls die Erschöpfung zu gross ist oder tatsächlich ein Notfall eintritt und es nicht gelingt, ans Ufer zu paddeln, sollte man sich möglichst hinsetzen oder -legen. Das Brett ist wie eine Insel und bietet Sicherheit. Mit dem Telefon kann ein Notruf abgesetzt werden, idealerweise informiert man auch andere Personen auf dem See, indem man auf sich aufmerksam macht. Und nicht vergessen: Wasser trinken oder den Kopf abkühlen. Apropos Wasser: Viele haben anfangs Angst davor, vom Brett ins Nass zu fallen. Das kann geübt werden, indem im flachen Gewässer das koordinierte Abspringen und Aufsteigen trainiert wird.

Was raten Sie Einsteigerinnen und Einsteigern für die ersten Schritte auf dem SUP?

Niemand sollte aufs Brett, ohne vorher eine Instruktion erhalten zu haben. Als Anfängerin oder Anfänger würde ich nicht von Beginn weg zu weit hinausfahren. Man muss sich zuerst an die Bewegung auf dem Wasser gewöhnen. Gemütliches Paddeln am Ufer entlang reicht bereits fürs Herantasten – inklusive Naturerlebnis. Das gilt zum Saisonbeginn übrigens auch für routinierte Paddlerinnen und Paddler. So steht einem gemütlichen Stand-up-Paddle-Ausflug nichts im Weg. Denn das Schöne daran ist ja eigentlich, dass jede und jeder mit wenig Vorbereitung loslegen kann.

Über Chris Balmer

Chris Balmer ist seit der ersten Stunde leidenschaftlicher Stand-up-Paddler. Als Mitinhaber von Makai Boards stellt er seit 2011 selber Boards her und bietet in seinem Heimatdorf Immensee auf dem Zugersee SUP-Teamevents an. Für den begeisterten Outdoor-Sportler steht beim Stand-up-Paddling vor allem der Naturgenuss und das Puristische im Vordergrund. 

SUP-Challenges in der BENEVITA-App

Vom Einstieg ins Wasser über Yogapositionen auf dem Brett bis zur Packliste: In der BENEVITA-App gibt es praktische Video-Tipps von Chris Balmer für SUP-Neulinge und -Fortgeschrittene. Schnappen Sie sich Ihr Board, laden Sie die App auf Ihr Smartphone und versuchen Sie sich an den Challenges: swica.ch/benevita.

Weitere, kurz und bündige Informationen zum Verhalten auf dem SUP finden Sie auf der Website des BFU.

active4life-Angebote für SWICA-Versicherte

Dank rund 100 active4life-Vorteilsangeboten profitieren SWICA-Versicherte von diversen Vergünstigungen bei auserwählten Partnern in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Sport und Wellness. Lukrative Rabatte gibt es auch auf das gesamte Onlinesortiment der Schweizer Stand-Up-Paddle-Marke Indiana-SUP sowie auf die SUP-Zubehörprodukte von kiwika.

Facebook    Instagram          LinkedIn     Youtube     Twitter