Steigende Krankenversicherungsprämien
«Die Prämien steigen nicht wegen den Verwaltungskosten»

Wieso macht SWICA Werbung? Wieviel Provision erhalten Vermittler? Und warum erhält der CEO einen hohen Lohn? Joy Müller, Departementsleiterin Markt bei SWICA, beantwortet im Interview Fragen zu den Verwaltungskosten und deren Einfluss auf die Prämien.

Joy Müller, vielen Versicherten bereiten die steigenden Prämien grosse Sorgen. Müssen sie mit ihrem Geld vor allem Verwaltungskosten bei den Krankenversicherern finanzieren?

Nein, denn die Krankenversicherer geben nur einen kleinen Teil der Prämieneinnahmen für Verwaltungskosten aus. Bei SWICA entsprechen die Verwaltungskosten fünf Prozent der gesamten Kosten. Die restlichen 95 Prozent werden voll und ganz für Gesundheitsleistungen ausgegeben. Der Anteil der Verwaltungskosten ist sehr konstant – in der Branche ist er im vergangenen Jahr sogar gesunken, wie eine neue Untersuchung von Comparis zeigt. Das heisst: Die Krankenversicherer sind nicht für den aktuellen Kostenanstieg verantwortlich. 

Welche Ausgaben gehören zu den Verwaltungskosten?

Dazu zählen unter anderem die Gebäudekosten für 50 Standorte, die Ausgaben für Marketingmassnahmen und die Löhne für etwa 1'800 Mitarbeitende, wozu auch die Gehälter der Geschäftsleitung zählen. 

Stichwort Abzockerlohn: Oft wird den Krankenversicherern vorgeworfen, dass die CEOs zu hohe Löhne beziehen.

Wir richten uns bei allen Stellen, die wir ausschreiben, nach den im Markt bezahlten Löhnen; etwas anders liegt beim vorherrschenden Mangel an Fachkräften gar nicht drin. Die heutigen Löhne haben sich über die Zeit aus Angebot und Nachfrage entwickelt. Im Vergleich zu unseren Konkurrenten liegt der Lohn unseres CEO in einem angemessenen Rahmen. Man muss sich bewusst sein, dass SWICA nicht nur eine Grundversicherung anbietet, wo sie per Gesetz gar keinen Gewinn machen darf. Wir bieten auch andere Versicherungsprodukte an, vor allem im Unternehmensbereich. Hier stehen wir in direkter Konkurrenz mit Konzernen von ausserhalb des Gesundheitswesens, und diese bezahlen in der Regel deutlich höhere Löhne.

SWICA verfügt über ein sehr viel kleineres Werbebudget als die Konkurrenz. Joy Müller, Departementsleiterin Markt bei SWICA

Du leitest bei SWICA das Departement Markt, bei dem auch das Marketing angehängt ist. Wieso gibt SWICA Geld für Werbung aus?

Wir machen Werbung, um unseren Bekanntheitsgrad zu erhöhen und neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen. Wir wollen die Menschen auf unseren einzigartigen Service und unsere innovativen Produkte aufmerksam machen, damit sie davon profitieren können. Dabei gehen wir sparsam vor: SWICA verfügt über ein sehr viel kleineres Werbebudget als die Konkurrenz. Ausserdem haben wir dieses seit vier Jahren nicht mehr erhöht und planen auch für 2024 keine Erhöhung.

Die Provisionen für Vermittler geraten ebenfalls immer wieder in die Kritik. Wieso arbeitet SWICA mit externen Vermittlern?

Der Vermittlerkanal spielt für zahlreiche Kundinnen und Kunden eine wichtige Rolle für den Zugang zu unterschiedlichen Versicherungslösungen. Dabei stellen wir hohe qualitative Ansprüche an Vermittler, mit denen wir zusammenarbeiten. Über die Provisionen entschädigen wir ihre Aufwände fair und sachgerecht, aber begrenzt: In der Grundversicherung sind die Provisionen auf maximal 70 Franken, bei der Zusatzversicherung auf eine Jahresprämie beschränkt. Die Branchenvereinbarung der Krankversichersicherungsverbände Santésuisse und Curafutura, die auf den 1. Januar 2021 in Kraft getreten ist, gibt dies so vor. Leider wurde diese Beschränkung per September 2023 aufgehoben. SWICA hält diese Regel aber weiterhin ein. Es ist uns ein grosses Anliegen, unsere Verwaltungskosten auch weiterhin tief zu halten.

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