Organspende
Ein fremdes Herz schlägt in ihrer Brust

18 Jahre lang führte Michelle Hug ein normales Leben. Dann hat sie zwei Hirnschläge. Grund ist ein Herzfehler, der schliesslich dazu führt, dass sie eine Transplantation braucht. Seit acht Jahren lebt sie nun mit einem Spenderherz.

Ein Herz aus Silber mit grossen Engelsflügeln steht im Wohnzimmer von Michelle Hug. «Mein Mann hat es mir zu meinem zweiten Geburtstag geschenkt», sagt sie. Zahlreiche Dekorationsartikel in Herzform schmücken den Raum. Jeder war ein Geschenk zu diesem zweiten Geburtstag, wie Michelle Hug ihn nennt. Eigentlich ist sie im Juli geboren, doch die 35-Jährige feiert auch am 31. Januar. Denn an diesem Tag im Jahr 2012 hat sie ein neues Herz bekommen. Das silberne Herz mit den Engelsflügeln steht für ihre Spenderin, ihren Schutzengel.

Die Rheintalerin hielt sich für kerngesund. Sie ging zur Schule, traf Freunde und spielte Faustball in der Nationalliga B. Eines Morgens  sie ist 18 Jahre alt  wacht sie auf und kann nicht mehr lesen, Gegenstände nicht mehr benennen, sich nicht mehr ausdrücken. Sie hat einen Hirnschlag. Kurz darauf folgt ein zweiter. Erst beim zweiten Mal finden die Ärzte heraus, was die Ursache dafür ist: Michelle Hug hat eine angeborene Herzinsuffizienz.

Der Zustand verschlechtert sich

Nach der Diagnose bekommt sie Medikamente und führt ein fast normales Leben. Sie treibt weiterhin Sport, schliesst ihre Lehre als medizinische Praxisassistentin ab, verliebt sich, heiratet und zieht mit ihrem Mann in die Zentralschweiz. Dann kommt der Kinderwunsch.

Am Kantonsspital Luzern sehen die Ärzte eine Chance, dass Michelle Hug trotz Herzschwäche ein Kind bekommen kann. Um sich auf die Belastungen testen zu lassen, muss sie eine Woche ins Spital. Die Testergebnisse sind hervorragend. Michelle Hug erinnert sich: «Damit eine Schwangerschaft möglich werden konnte, musste ich neue Medikamente nehmen. Diese Umstellung klappte nicht.» Ihr Zustand verschlechtert sich. «Ich musste wieder ins Spital und bleiben. Ich brauchte ein neues Herz.»

An Silvester kommt die Nachricht

Kurz nach Mitternacht des 1. Januar 2012 teilt ihr der Arzt mit, dass sie auf der dringlichsten Warteliste für eine Organspende stehe. Das Warten geht los. «Ich lag im Bett, konnte nichts tun. Trinken durfte ich fast nichts. Salziges Essen war nicht erlaubt. Dabei liebe ich Salamibrötchen.» Ihre Gedanken kreisen um ihren künftigen Lebensretter. «Ist dieser Mensch im Moment am Skifahren? Tanzt er in der Disco? Isst er mit seiner Familie zu Abend?» 30 Tage später ist es so weit. Der Arzt kommt zu ihr ins Zimmer und fragt: «Sind Sie bereit?»

Während Michelle Hug erzählt, trinkt sie Kaffee. Neben ihr auf dem Tisch steht der Laptop, auf dem sie eine Arbeit für ihre Weiterbildung in Leadership schreibt. Nichts lässt darauf schliessen, dass ihr Leben vor acht Jahren am seidenen Faden hing. Nur der Ansatz einer Narbe am Dekolleté ist bei genauerem Hinschauen zu sehen. Sie steht mitten im Leben, engagierte sich nach der Operation in der Feuerwehr, aktuell spielt sie immer noch Faustball. Ihr Kinderwunsch hat sich jedoch nicht erfüllt.

Das tat SWICA für Michelle Hug

Nach der Herztransplantation erteilte SWICA Michelle Hug unverzüglich eine Kostengutsprache, damit sie sofort die Reha starten konnte. Nach einmaliger Absprache mit santé24 konnte sie im Versicherungsmodell «FAVORIT TELMED» für notwendige Nachuntersuchungen ohne weitere Kontaktaufnahmen direkt zum Hautarzt oder auch zu anderen Spezialisten.

25.04.2022


Initiative «Organspende fördern – Leben retten»

Widerspruchs- statt Zustimmungslösung?

Am 15. Mai stimmt die Schweiz über den Paradigmenwechsel bei der Organspende ab. Bundesrat und Parlament wollen die Widerspruchslösung einführen. Das heisst: Wer nach seinem Tod keine Organe spenden will, muss sich zu Lebzeiten explizit dagegen aussprechen. Wer das nicht tut, dem dürfen Organe und Gewebe entnommen werden. Bis jetzt gilt genau das Gegenteil, die Zustimmungslösung. Es ist nur eine Organspende möglich, wenn die betroffene Person das so verfügt.

Der Bundesrat will mit seinem Vorschlag erreichen, dass Menschen, die eine Transplantation benötigen, weniger lang darauf warten müssen. Gegen die Widerspruchslösung wurde das Referendum ergriffen. Gemäss Referendumskomitee werde so auf Angehörige unnötig Druck aufgesetzt. Jede Ablehnung würde als unsolidarisch abgestempelt.

Rund 1 450 Menschen in der Schweiz warten derzeit auf eine Organspende. Jede Woche sterben laut Swisstransplant zwei Menschen, weil für sie nicht rechtzeitig ein passendendes Organ gefunden werden konnte.

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