SWICA Symposium 2024
Interprofessionelle Pflege von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Typ 1
Das fünfte SWICA Symposium von Ende Mai beleuchtete das Thema «Innovative Patientenpfade und interprofessionelle Zusammenarbeit im Diabetes-Management». Die «Institution genevoise de maintien à domicile» (IMAD) war zu Gast und legte dem Fachpublikum die Vorteile und die Herausforderungen der interprofessionellen Zusammenarbeit dar.
Die IMAD engagiert sich zusammen mit den verschiedenen Akteuren des Gesundheitswesens, der Bildung und weiteren Involvierten, um Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Typ 1 eine bestmögliche Versorgung zu bieten. Im Interview geben Christelle Augst und Estelle Rouillon-Morand, klinische Pflegefachpersonen für Diabetologie, im Namen der IMAD einen Einblick in das Zusammenspiel der verschiedenen Akteure.
Wie muss man sich diese interdisziplinäre Zusammenarbeit vorstellen und welche Synergien und Vorteile ergeben sich daraus für die Betroffenen?
Die Begleitung von Kindern mit Diabetes ist Teil einer äusserst wichtigen interprofessionellen und interinstitutionellen Zusammenarbeit. So ist die Abteilung Endopädiatrie des Universitätsspitals Genf an der Diagnose, der Einrichtung und der Stabilisierung der Behandlung beteiligt. Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst des Kantons Genf hilft bei der Integration des Kindes in die verschiedenen schulischen Aktivitäten und die IMAD bei der Durchführung der Pflege, der Überwachung der Therapieziele und der Koordination aller an der Behandlung beteiligten Personen.
So arbeiten wir eng mit den Ärztinnen und Ärzten des Universitätsspitals Genf zusammen und stellen gemeinsam mit den Eltern und dem betroffenen Kind einen individuellen Pflegeplan auf, der auf die jeweilige Situation abgestimmt ist. Die Eltern werden als wichtige aktive Partner in das tägliche Diabetes-Management ihres Kindes einbezogen und stärken so die Kohärenz und den Bezug zwischen zu Hause und der medizinischen Versorgung.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den weiteren kantonalen Akteuren?
Gemeinsam mit den anderen wichtigen Akteuren des Kantons – dem Erziehungsdepartement, dem Kinder- und Jugendgesundheitsdiensts und dem «Groupement intercommunal pour l’animation parascolaire» (interkommunaler Zusammenschluss für ausserschulische Animation) – gewährleisten wir einen ganzheitlichen Ansatz, der medizinische, psychosoziale und erzieherische Aspekte berücksichtigt. Diese Synergie begünstigt eine bessere Koordination der Pflege, eine effektivere therapeutische Erziehung für die Patientinnen und Patienten und ihre Familien sowie stärkere Unterstützung bei den Herausforderungen, die die Krankheit mit sich bringt.
Welche Rolle spielen die Anbieter von medizinischen Produkten und Geräten?
Wir pflegen einen regen Austausch mit den Lieferanten von medizinischen Produkten (Geräte zur kontinuierlichen Glukosemessung und Insulinpumpen), die uns regelmässig über Neuheiten informieren. Sie schulen uns in der Anwendung ihrer Geräte und stellen uns Unterlagen zur Verfügung. So können wir unseren jungen Patientinnen und Patienten innovative und effiziente Behandlungsmöglichkeiten anbieten.
Diese interprofessionelle und interinstitutionelle Zusammenarbeit führt zu Synergien, die für eine umfassende und optimale Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Typ 1 entscheidend sind. Das umfassende Wissen über die Arbeit der einzelnen Partner stärkt die Zusammenarbeit und die Wirksamkeit der Interventionen. Durch die Harmonisierung der Anweisungen und Meldungen zwischen allen Beteiligten fühlen sich die Eltern sicher und gut betreut. Indem wir medizinisches, psychosoziales und pädagogisches Fachwissen einbringen, gewährleisten wir eine umfassende und individuelle Behandlung, die die Eigenständigkeit der Kinder fördert und langfristige Komplikationen verringert. Zudem ermöglichen innovative technologische Fortschritte eine optimale Blutzuckereinstellung, was eine bessere Lebensqualität für das Kind und seine Familie gewährleistet.
Was ist der Unterschied zwischen Diabetes Typ 1 und Typ 2?
Diabetes Typ 1 liegt ein Autoimmunangriff auf die Betazellen der Bauchspeicheldrüse zugrunde, der zu einem Insulinmangel führt, bis schliesslich gar kein Insulin mehr ausgeschüttet wird. Die Herkunft dieser Autoimmunreaktion wird häufig auf genetische Faktoren in Kombination mit Umweltfaktoren zurückgeführt. Im Gegensatz dazu resultiert Diabetes Typ 2 hauptsächlich aus einer Insulinresistenz.
Was braucht es, damit die Zusammenarbeit der beteiligten Personen funktioniert?
Zwischen den verschiedenen Personen, die in den Alltag des Kindes involviert sind, sind die Vernetzung und ein offenes Ohr von entscheidender Bedeutung. Ein Beispiel: Das Pflegepersonal beim Essen in der Kantine möchte die Verpflegung des Kindes mit Diabetes priorisieren, während bei der Leitung der Kantine der Fokus auf der effizienten Verteilung der Mahlzeiten auf die einzelnen Tische liegt. Wenn die Bedürfnisse und die Erwartungen der einzelnen Personen erkannt werden, können die Teams zusammenarbeiten, um gemeinsame Lösungen zu finden und an einem Strick zu ziehen. Die Organisation von interprofessionellen Treffen kann wegen der vielen Beteiligten kompliziert sein, ist aber unerlässlich. Indem wir diese Treffen antizipieren und planen, meistern wir organisatorische Herausforderungen und sorgen für eine optimale Behandlung.
Unser Fazit: Die umfassende und individuelle Betreuung von Kindern mit Diabetes Typ 1 stellt eine grosse Herausforderung dar, die eine enge Zusammenarbeit erfordert. Die IMAD setzt sich voll und ganz für die Koordination aller beteiligten Akteure ein, um eine optimale Behandlung unserer jungen Patientinnen und Patienten zu garantieren.