Biosimilars – ungenutztes Sparpotenzial
Biosimilars, die Nachahmerprodukte von Biopharmazeutika, haben grosses Entwicklungs- und Sparpotenzial. In Sicherheit, Wirkung und Qualität sind sie den Originalprodukten ebenbürtig, allerdings mit einem wichtigen Unterschied: dem Preis. In der Schweiz werden die Möglichkeiten jedoch noch nicht ausgeschöpft.
Die Medikamentenkosten zulasten der Grundversicherung steigen seit Jahren teilweise markant an. 2019 beliefen sie sich auf 7,6 Milliarden Franken. Dabei sind Biopharmazeutika für einen stetig wachsenden Teil der Arzneimittelausgaben verantwortlich. Zwar machen die biologischen Präparate nur zwei Prozent aller abgegebenen Tagesdosen aus, sorgen aber für rund einen Viertel der Medikamentenkosten.
Innovation in der Patientenversorgung
Biologika, auch Biopharmazeutika genannt, kamen erstmals in den frühen 80er Jahren auf den Markt. Es handelt sich dabei um von lebenden, gentechnisch veränderten Zellen produzierte Arzneimittel. Im Gegensatz zu herkömmlichen, chemisch gesehen einfachen Medikamenten sind Biologika riesige, hochkomplexe Moleküle. Diese neue Generation von Arzneimitteln hat die Behandlung einer ganzen Reihe von Krankheiten revolutioniert und enorme Fortschritte bei der Behandlung vieler Krebs- und Autoimmunerkrankungen ermöglicht. Ein häufiges Anwendungsgebiet sind heute auch Stoffwechselerkrankungen, beispielsweise Diabetes oder Osteoporose. Was Biosimilars genau sind, wird im Video auf der Website von Intergenerika erklärt.
Nicht gleich, aber ähnlich
Biologika sind wegen ihrer komplexen und technisch aufwändigen Herstellung teuer. Grosse Hoffnung wird deshalb in Biosimilars – die Nachahmerprodukte mit abgelaufenem Patentschutz – gesetzt. Wie bei den originalen Referenzprodukten erfolgt ihre Herstellung mit lebenden Zellen. Minimale Abweichungen sind damit unvermeidbar – wobei dies auch für die verschiedenen Chargen des Referenzprodukts zutrifft. Das Ziel ist nicht eine exakte Kopie, sondern ein ähnlicher Wirkstoff mit vergleichbarer Wirksamkeit. Damit Biosimilars trotz dieser geringen Abweichung als ebenbürtige Therapieoptionen anerkannt werden, stellt Swissmedic für die Zulassung hohe Anforderungen an ihre Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit.
Noch selten im Einsatz
Während Biosimilars in vielen europäischen Ländern bereits erfolgreich und kostensparend eingesetzt werden, spielen sie in der Schweiz bisher nur eine kleine Rolle. Obwohl bereits mehrere Biosimilars zugelassen sind und ihre Kosten von der Grundversicherung übernommen werden, beträgt ihr Anteil an den verschriebenen kassenzulässigen Biologika nur rund 2,1 Prozent. Würden alle Originalprodukte mit Biosimilars substituiert, schätzen Experten das Sparpotenzial auf eine zwei- bis dreistellige Millionenhöhe.
Der Wechsel einer gut eingestellten Therapie auf ein anderes, zwar wirkstoffgleiches aber günstigeres, Präparat darf jedoch nicht leichtfertig erfolgen. Biologika sind in der Anwendung anspruchsvoll: Sie müssen erst richtig eingestellt werden und kommen häufig über Jahre oder Jahrzehnte hinweg zum Einsatz. Ein Szenario, in dem in naher Zukunft nur noch Biosimilars verschrieben werden, ist daher nicht realistisch. Wahrscheinlicher ist, dass neue Patienten vermehrt von Anfang an auf ein Biosimilar eingestellt werden und sich das Sparpotenzial somit langsam entfalten wird.
Das Sparpotenzial von Biosimilars in Zahlen
Umsatz Biopharmazeutika: CHF 1800 Mio. Umsatz Biosimilars: CHF 74,8 Mio. (ca. 4 Prozent) | |
Einsparungen mit Biosimilars (Grundversicherung): CHF 21,6 Mio. | |
Einsparpotenzial bei vollständiger Substitution von Biopharmazeutika mit Biosimilars: CHF 88,4 Mio | |
Anzahl zugelassene Biosimilars Schweiz: 30 EU: 63 |
Quelle: Intergenerika, Zahlen von 2020