«Heute lebe ich viel bewusster, bin viel gelassener»
Als gelernte Krankenschwester mit Führungsposition in der Pflege, ist Samantha Weiss vielbeschäftigt. Die geschwollenen Lymphknoten am Hals schiebt sie auf ihren Augeninfekt, den sie kürzlich hatte. Der Arzt entnimmt Blut, macht einen Ultraschall und findet nichts Auffälliges. Dann bilden sich Aphten im Mund, die Lymphknoten schwellen weiter an, wechseln sich ab. Stress, denkt sie sich. Ein Lymphknoten wird biopsiert, er ist leicht verändert was sie aber weiterhin auf den Augeninfekt schiebt. Die Lymphknoten schwellen weiter an, bis vom Hals keine Silhouette mehr zu sehen ist, weshalb eine Operation zur Entfernung eines ganzen Lymphknotens angeordnet wird. Fünf Tage. So lange würde sie auf der Arbeit ausfallen, weg von zuhause sein. Die Diagnose kommt für sie aus dem Nichts.
Keine Zeit zum Nachdenken
Unispital Basel, Abteilung Hämatologie: Samantha Weiss findet sich mit ihrem Mann Martin in der Hämatologie ein, sie wollen das gemeinsam angehen. Es ist dringend. Sie weiss, was die Diagnose Lymphom bedeutete aber nicht, ob die T- oder B-Zellen befallen sind. Nach einer Knochen- und Rückenmarkspunktion ist klar, dass sie keine Leukämie, aber eine aggressive Form des Non-Hodgkin-Lymphoms hat, das die T-Lymphozyten (Abwehrzellen) betrifft. Ein harter Chemotherapiezyklus wird angeordnet. Die Heilungschancen auf 70 bis 80 Prozent innert zehn Jahre geschätzt. Sie ist 35. «Sterben, war keine Option für mich», sagt sie rückblickend. Zeit zum Nachdenken bleibt keine. Sie handelt, organisiert und deckt sich mit Unmengen an Infomaterial ein bis es Zeit ist, ihrer Familie die Diagnose mitzuteilen. Ihr Vater erleidet kurz danach einen Schlaganfall und sie, die sich bis dato auch um seine Angelegenheiten gekümmert hat, kann nicht mehr. Sie entscheidet sich, das Care Management von SWICA einzuschalten, das für ihn einen Platz in der Rehabilitation organisiert und sich um seine Angelegenheiten kümmert. Ihr persönlicher Care Manager, Carmine Coscia, berät Samantha Weiss vor allem zum ambulanten Setting oder gibt Auskunft bei Unklarheiten betreffend IV, Krankentaggeld und Regionales Arbeitsvermittlungszentrum (RAV).
Unispital Basel, Isolierstation: Bald wird klar, dass sich Samantha Weiss nach fünf Monaten Chemozyklus auch einer Stammzelltransplantation unterziehen muss. Sie kommt auf die Isolierstation, wo mit einer erneuten Chemotherapie und Ganzkörperbestrahlung ihre «Festplatte» gelöscht wird. Durch die Transplantation ist es für sie nicht mehr möglich, selber Stammzellen zu spenden. Für Samantha Weiss aber kein Grund, sich nicht für die Sache einzusetzen, was sie beispielsweise mit Spenden an das Stammzellenregister macht. Nach zwei Wochen vermehren sich die neuen Stammzellen wie erhofft, aber Blasen an Händen und Füssen deuten schon bald auf eine Abstossung hin. Auch heute, ein Jahr später, sind die Nebenwirkungen zwar nicht mehr akut, aber chronisch. So muss sie alle vier Wochen in die Blutwäsche und war bis Ende letzten Jahres auf ein Medikament angewiesen, dass damals von Swissmedic noch nicht offiziell zugelassen war. Als interne Schnittstelle zwischen mehreren Fachbereichen hat ihr SWICA-Care Manager sie damals unterstützt, als es um die Kostengutsprache für das Medikament ging. Denn ohne das, wäre die Abwehrreaktion des Körpers irgendwann unerträglich und lebensbedrohlich geworden.
Der Krebs hat sie verändert
Magden, 9. Juni 2023: An diesem Tag feiert Samantha Weiss ihren zweiten Geburtstag. Nach acht Monaten und insgesamt über 100 Tagen im Spital, hat sie den Lymphdrüsenkrebs vorerst besiegt und gilt als «bluttechnisch» gesund. Von Heilung kann sie erst nach fünf Jahren sprechen. Der Krebs hat sie verändert. «Alles, was ich mache, mache ich heute viel bewusster», erklärt sie. Achtsam zu sich selbst und gelassener zu sein, das hat sie in dieser Zeit gelernt und sich vorgenommen. Im Moment macht sie eine berufliche Wiederintegration bei der Spitex im Bereich Qualität und Entwicklung. Ihr gefällt’s: «Für mich als medizinische Praxisassistentin und Pflegefachfrau war es wichtig, weiterhin im Gesundheitsbereich arbeiten zu können. » Das Programm der IV ermöglicht ihr, wieder einen Rhythmus zu finden, da ihr Körper immer noch viele Pausen benötigt und sie weiterhin zahlreiche Kontrolltermine hat. Sie geht zuversichtlich durch ihr neues, zweites Leben und ist unendlich dankbar, dass sie immer noch hier sein darf.