Soll Homöopathie aus der Grundversicherung bezahlt werden?

Seit 2012 übernimmt die Grundversicherung die Kosten für fünf alternative Therapieformen, darunter auch Homöopathie. Voraussetzung für eine Kostenübernahme ist, dass die Behandlung von einer ausgebildeten Ärztin oder einem ausgebildeten Arzt durchgeführt wird. Sie oder er muss zudem über einen Fähigkeitsausweis für alternative Methoden verfügen. Dass Homöopathie aus der Grundversicherung bezahlt wird, ist auf eine Volksinitiative zurückzuführen. Im Jahr 2009 wurde diese mit einer grossen Mehrheit vom Stimmvolk gutgeheissen. Aufgrund der steigenden Krankenversicherungsprämien wird nun die Forderung laut, dass diese Therapieform aus dem Leistungskatalog der Grundversicherung gestrichen werden soll.

Pro

«Die grosse Mehrheit der Stimmbevölkerung hat sich im Jahr 2009 für die Kostenübernahme der Homöopathie aus der Grundversicherung entschieden. Wer daran rütteln will, soll wieder eine Volksinitiative starten! Da die Naturmedizin keine grosse Lobby im Parlament hat, wird sie infrage gestellt. Dabei verstecken sich unter den Kosten für die Homöopathie oft Leistungen, die nicht direkt mit dieser Behandlungsmethode zusammenhängen. Im Jahr 2020 vergüteten Krankenkassen einen tiefen, zweistelligen Millionenbetrag für diese Methode. Für Globuli, Tinkturen und ähnliche Medikamente waren es ca. 5 Millionen Franken. Die jährlichen Kosten der Obligatorischen Kranken- und Pflegeversicherung betragen 33 Milliarden! Viele körperliche und psychische Leiden lassen sich mit der Homöopathie ohne Nebenwirkungen mildern. Damit bringen sie mehr Lebensqualität in das Leben der Erkrankten. Wer hier sparen will, ist unvernünftig und schlecht informiert oder ein totaler Verfechter der Schulmedizin.»

Yvette Estermann

Yvette Estermann
Ärztin und Nationalrätin SVP

Contra

«Jüngsten Studien zufolge geht die Wirkung der Homöopathie nicht über den Placeboeffekt hinaus. Diese Präparate weisen eine so grosse Verdünnung auf, dass keine Spuren des Wirkstoffs mehr gefunden werden. Zusammengefasst besteht eine homöopathische Pille bloss aus Zucker. So haben fast alle Länder weltweit, darunter Frankreich oder das Vereinigte Königreich, die Rückvergütung von Homöopathie eingestellt. Die Arzneimittelbehörden in den USA und in Europa erachten die Homöopathie nicht mehr als Medizin und als risikolos. Wenn unter diesen Umständen alle jegliche Behandlungen in Anspruch nehmen können, die sie wollen, ist es nicht Aufgabe der obligatorischen Krankenpflegeversicherung, für Leistungen aufzukommen, die nichts mit Medizin, sondern nur mit persönlichen Überzeugungen zu tun haben.»


Philippe Nantermod

Philippe Nantermod
Nationalrat FDP