Soll die Forschung in der Gendermedizin gefördert werden?

Immer mehr Studien zeigen, dass die vermeintlich geschlechtsneutrale Forschung und Behandlung von Krankheiten nicht sinnvoll ist. Denn das biologische wie auch das soziokulturelle Geschlecht können sich unter anderem auf den Verlauf oder die Therapie einer Krankheit auswirken. Verfehlte Diagnosen und Behandlungen können die Folge sein. Heute werden geschlechtsspezifische Unterschiede in der Schweizer Forschung und in der klinischen Routine wenig wahrgenommen und berücksichtigt. Ein nationales Forschungsprogramm zur sogenannten Gendermedizin soll dies ändern.

Pro

«Auch für die Forschung gilt ‹Gleiches gleich und Ungleiches ungleich behandeln›. Leider wird das oft ignoriert, um Studien einfacher zu halten. Die Folgen sind unklare Diagnosen, ungleiche Nebenwirkungen und verpasste Chancen. Oft zum Nachteil der Frauen. Es braucht mehr Forschung die das biologische Geschlecht miteinbezieht. Aber auch das soziokulturelle muss beachtet werden, da Körper und Verhalten sich gegenseitig beeinflussen. Und wenn man genau hinschaut, ist die scheinbar binäre Aufteilung Mann-Frau nur das grobe Abbild eines ganzen Spektrums.»

 Jörg Mäder

Jörg Mäder
Nationalrat glp

Contra

«Gendermedizin nimmt mittlerweile einen wichtigen Platz in Wissenschaft und Forschung ein. Sie findet zunehmend Einzug in die ärztliche Praxis und erfährt viel Beachtung und Berücksichtigung in der angewandten Forschung. Die Optimierung und Weiterentwicklung der Medizin, auch hinsichtlich der geschlechtsspezifischen Ausrichtung und das Finden neuer Therapieansätze für das jeweils benachteiligte Geschlecht, ist und bleibt ein Handlungsfeld der angewandten Forschung in Wissenschaft und Wirtschaft. Zusätzliche Mittel sollten deshalb dort und nicht vom Nationalfonds finanziert werden.»

 Thomas de Courten

Thomas de Courten
Nationalrat SVP