«Jetzt ist Schluss mit dem Kampf gegen mich selbst»
Die Beschwerden und der Druck auf der Brust wollten nicht weichen. Nadine Koubaa ging mehrmals zum Arzt, bis im August 2012 ein Thymom entdeckt wurde. Ein Teil des rechten Lungenflügels musste entfernt und das Gebiet bestrahlt werden. Ihr ging es einigermassen gut, sie lebte ihr Leben weiter, bis in einer Nachkontrolle Metastasen im Pleuraspalt (Zwischenraum von Lungenfell und Rippenfell) entdeckt wurden. Sie erhielt vorgängig eine intravenöse Chemotherapie, während der Operation dann eine innerliche. Der restliche rechte Lungenflügel musste nun ganz entfernt und ein Zwerchfellersatz eingesetzt werden. Sie ist jetzt zwar schneller ausser Atem, kommt in ihrem Alltag aber gut damit zurecht. Immer wieder tauchten Metastasen auf, es mussten die Wirbelsäule bestrahlt und Rippenstücke entfernt werden, bis im letzten Jahr die Leber befallen war. «Da war ich bereits seit einigen Jahren auf der Suche nach der Ursache meiner andauernden Erkrankung, weil mir irgendwann klar wurde, dass das Problem nur behoben werden kann, wenn mir die Gründe dafür klar werden», stellt Nadine Koubaa fest.
Balsam für die Seele
Das Singen hat ihr nach dem ersten Eingriff gefehlt, denn der Körper brauchte lange Zeit, um sich zu erholen. Nach einer SMS des Berner Musikers Peter Blatter alias «Knopf» ging es Schlag auf Schlag. Ein gemeinsamer Auftritt in der Mühle Hunziken 2021 war nur eines von vielen musikalischen Highlights, die folgten. Nadine Koubaa hat ihren Seelenbalsam unter anderem im Gesang gefunden und fühlt die Textzeilen ihres Bühnenpartners heute auf einer sehr tiefen Ebene. «Die Texte hat er bereits vor 20 Jahren geschrieben, der Bezug dazu hat über die Jahre jedoch ein ganz anderes Level erreicht», sinniert sie. Wenn Nadine Koubaa auf ihr Leben zurückblickt, empfindet sie viel Dankbarkeit. Auf diesem Weg lernte sie, wie wichtig es war, endlich Nein zu sagen, Grenzen zu ziehen und sich selbst zu lieben, um nicht die Anerkennung von aussen suchen zu müssen.
Den Emotionen Raum geben
Nadine Koubaa mag sich heute nicht mehr für andere verstellen, will ihren Emotionen Raum geben. Sie glaubt, dass diese Krankheit ein Weckruf ist, «denn sie hat das Organ angegriffen, mit dem ich tue, was ich liebe». Für sie ist das Thymom mehr Freund als Feind, der ihr vor Augen hält, dass noch nicht alles überwunden ist, was sie innerlich bewegt. Über all das spricht sie auch sehr offen auf ihrem Instagram-Kanal und in ihren Blogbeiträgen, einfach um Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, Orientierung zu schenken und Mut zu machen. Sie ist froh, dass SWICA sie in dieser schwierigen Zeit begleitet und die Mitarbeitenden sich für sie bezüglich Kostengutsprachen eingesetzt oder unklare Abrechnungen erklärt haben. «SWICA hat bisher immer einen ausgezeichneten Job gemacht. Ich konnte immer anrufen, was mir ein gutes Gefühl gegeben hat.» Nadine Koubaa ist für vieles überaus dankbar. Und solange ihr die Zeit bleibt, will sie herausfinden, was die Krankheit ihr aufzeigen möchte. Denn den Kampf gegen sich selbst hat sie lange genug gekämpft.