Psychische Erkrankung, Klinikaufenthalt – und danach?
Welche Bedürfnisse haben Menschen nach einer stationären Therapie bei Burnout oder Depression? Eine Studie mit Beteiligung von SWICA zeigt auf, dass es an der Schnittstelle zwischen Klinik und ambulanter Behandlung Optimierungspotenzial gibt.
Nach einem Burnout, einer Depression oder anderen schweren psychiatrischen Erkrankungen mit mehrwöchigem Klinikaufenthalt gestaltet sich die «Rückkehr ins Leben» besonders herausfordernd. Psychosoziale Probleme erschweren die Wiedereingliederung in den Familien- und Berufsalltag. Die Betroffenen bleiben mit nichtmedizinischen Fragen rund um die Arbeitsfähigkeit und Vermittelbarkeit oft auf sich allein gestellt.
Betroffene nach ihren Bedürfnissen befragt
Um die Bedürfnisse von Psychiatriepatienten im Hinblick auf die ambulante Nachbehandlung besser zu erkennen, wurde 2019 am Institut für Health Care & Public Management der Universität Hohenheim Stuttgart unter Leitung von Professor Alfonso Sousa-Poza eine Pilotstudie mit Beteiligung von SWICA durchgeführt. In zwei schweizerischen Psychiatriekliniken, Gais und Clinica Holistica Engiadina, wurden Patienten am Ende ihres stationären Aufenthalts nach ihren Bedürfnissen für die Bewältigung der nahen Zukunft befragt.
«Ein Klinikaufenthalt ist wie ein geschützter Bereich, in dem viele positive Impulse aufgenommen werden, die nachher aber versanden können. Das gilt es möglichst zu verhindern», sagt Erich Scheibli, Abteilungsleiter SWICA Care Management und Mitinitiator der Studie. Als ersten Teil einer integrierten Versorgung sieht er die Übergänge zwischen den Versorgungsebenen. Daher erachtet er es als wichtig, schon während des Klinikaufenthalts den späteren Hilfsbedarf frühzeitig abzuklären.
Care Management ist gefragt
Ausserhalb der Klinik gibt es neben den ärztlichen und psychotherapeutischen Fachpersonen verschiedene Stellen, die sich um das Wohl der Patienten kümmern. Dazu gehören das Care Management der Krankenversicherungen, HR-Verantwortliche oder die Invalidenversicherung (IV) sowie die Regionale Arbeitsvermittlung (RAV). Die Frage lautet: Wer braucht was von wem?
Gemäss den Erkenntnissen der Studie bereitet der Beruf psychisch erkrankten Menschen am meisten Sorgen. Die Klärung solcher Fragen beziehungsweise entsprechende Therapien erfordern deshalb ein Beratungsangebot, das weit über den Klinikaufenthalt hinausgeht. Zentral ist, dass die Patienten rechtzeitig über passende Angebote informiert werden.
Care Management
Das Case Management oder Care Management, wie es bei SWICA heisst, steht grundsätzlich allen SWICA-Kunden mit erhöhtem Unterstützungsbedarf offen. Die Care Manager verfügen über Netzwerke auf verschiedenen Fachgebieten und können raschen Zugang zu Informationen oder Leistungen vermitteln wie etwa ein Job-Coaching der IV. Dass ein Angebot der IV für sie angebracht sein könnte, wollen Patienten mit einem psychischen Leiden nicht immer wahrhaben und verpassen dadurch oft wertvolle Unterstützungsangebote. In verschiedenen Kliniken werden die Care Manager der Krankenversicherung schon während des stationären Aufenthalts beigezogen. Kunden in komplexen Situationen, die sich via santé24 medizinischen Rat holen, werden ebenfalls auf dieses Angebot von SWICA hingewiesen.
Integrierte Versorgung
Unter «integrierter Versorgung» im Gesundheitswesen versteht man die koordinierte Zusammenarbeit verschiedener ärztlicher und nichtärztlicher Fachpersonen auf freiwilliger Basis. Das Zusammenspiel aller am «Patientenpfad» beteiligten Institutionen, vom Hausarzt über Spital, Physiotherapie, Apotheke, Psychologen bis zu den Sozialdiensten hat eine bessere Behandlungsqualität und höhere Kundenzufriedenheit zum Ziel. Die Patienten werden aktiv in die Entscheidungsfindung einbezogen, was ihre Selbstverantwortung steigert. Die Kosten im Gesundheitswesen hingegen lassen sich mit besserer Koordination sogar senken.