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Post-Covid-Therapien auf dem Prüfstand

Post Covid ist aufgrund seiner Neuartigkeit wenig erforscht und die Wirksamkeit von Therapien ist spärlich untersucht. Betroffene laufen Gefahr, mit ihren Beschwerden alleine gelassen zu werden. santé24 hat ein Informationsblatt erstellt, das die meistdiskutierten Therapie- und Medikamentenansätze vorstellt und einordnet.

Post Covid oder Long Covid ist noch wenig untersucht. Sicher ist: Nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus leiden einige Personen noch Wochen oder Monate später an gesundheitlichen Beschwerden. Die häufigsten Symptome sind starke Müdigkeit, Erschöpfung und Belastungsintoleranz, Kurzatmigkeit und Atembeschwerden sowie Konzentrations- und Gedächtnisprobleme.

Betroffene suchen zuweilen verzweifelt nach einer Therapie. Die in der Fachliteratur und in den (sozialen) Medien diskutierten Behandlungsmethoden sorgen dabei aber oft für Verunsicherung – denn es fehlen Forschung und Studien, die eine Wirkung belegen. 

Ausgebuchtes Post-Covid-Begleitprogramm

Wie gross das Bedürfnis nach Unterstützung ist, zeigt sich auch bei santé24, dem Telemedizinanbieter von SWICA. «Wir hatten bereits über 100 Anmeldungen für unser Post-Covid-Begleitprogramm, in dem wir Betroffene je nach Bedarf in den Bereichen Bewegungsanpassung, Ernährung und psychisches Wohlbefinden unterstützen. Es war letztes Jahr über Monate ausgebucht», erklärt Silke Schmitt Oggier, Chefärztin bei santé24. «Wir hatten viele Rückmeldungen von Versicherten, die angesichts der zahlreichen Therapien und Medikamente, von den sie hören und lesen, verunsichert waren und sich mit ihren Beschwerden im Informationsdschungel alleingelassen fühlten.»

Wir hatten viele Rückmeldungen von Versicherten, die angesichts der zahlreichen Therapien und Medikamente verunsichert waren und sich mit ihren Beschwerden alleingelassen fühlten. Silke Schmitt Oggier, Chefärztin Telemedizin santé24

Aus diesem Grund bietet santé24 nun ein Informationsblatt an, das die verschiedenen Therapieansätze vorstellt und einordnet. Dabei handelt es sich allerdings nicht um Handlungsempfehlungen, sondern es soll Betroffenen als seriöse, von Ärztinnen und Ärzten begutachtete Informationsgrundlage dienen. Das sind die meistdiskutierten Therapieansätze:

Ernährung

Eine gesunde, ausgewogene Ernährung versorgt den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen, spendet Energie und verhindert eine Mangelernährung. Inwiefern eine Ernährungsumstellung auf Long-Covid-Symptome wirkt, ist allerdings noch zu wenig erforscht. Sie kann daher nicht pauschal empfohlen werden.


Stationärer oder ambulanter Aufenthalt in einer Reha

Eine Rehabilitation ist dann sinnvoll, wenn man täglich über einen gewissen Zeitraum hinweg verschiedene Therapie- und Übungsstunden benötigt, damit man danach im Alltag trotz Krankheitssymptomen gut leben und auch wieder arbeiten kann. Für Long-Covid-Betroffene mit schweren Symptomen – vor allem nach einem Aufenthalt auf der Intensivstation während des akuten Covid-Verlaufs – ist die positive Wirkung gut belegt. santé24 befürwortet deshalb eine Reha. Jede Rehabilitationsmassnahme bedarf einer Kostengutsprache durch die Krankenversicherung.


Pacing

Pacing wird Long-Covid-Betroffenen empfohlen, die an einer Leistungsminderung auf körperlicher, mentaler oder emotionaler Ebene leiden. Dabei lernen sie, ihre eingeschränkten Energiereserven besser einzuteilen, um eine Überlastung zu verhindern und sich so ganz langsam wieder an ihr Leistungsniveau heranzutasten. Es handelt sich dabei um eine wirksame und gut belegte Selbstmanagementstrategie.


Riechtraining – ist der Einsatz von Steroiden sinnvoll?

Bei einer Covid-19-Erkrankung wird häufig von einem Geruchs- oder Geschmacksverlust (Anosmie) berichtet. Mit einem Riechtraining wird versucht, die Funktion wieder anzuregen, was in vielen Fällen gut funktioniert. Da die Wirkung von Steroiden ungewiss ist und viele Nebenwirkungen haben kann, eignet sich die Medikation damit jedoch nicht.


Hyperbare Sauerstofftherapie

Dabei handelt es sich um eine Therapieform, bei der 100-prozentiger Sauerstoff unter erhöhtem Luftdruck in einer Druckkammer appliziert wird. Dadurch steigt der Sauerstoffgehalt im Blut und im Gewebe. Ob dieser Ansatz bei Long Covid hilft, muss in weiteren Studien untersucht werden. Erfolge scheinen jedoch möglich zu sein.


Blutwäsche (Apherese)

Die Apherese ist ein medizinisches Verfahren, mit dem bestimmte Bestandteile aus dem Blut entfernt oder diesem hinzugefügt werden. Auch hier scheinen Erfolge möglich, es fehlen aber weitere Studien, um die Wirksamkeit zu belegen.


Medikamente
Je nach Symptomatik gibt es verschiedene medikamentöse Ansätze, die Linderung verschaffen könnten. Bei fast allen sind jedoch weitergehende Studien zur Wirksamkeit nötig. Das Informationsblatt von santé24 geht auf einige Ansätze im Detail ein.

Da die Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit (WZW-Kriterien) der beschriebenen Methoden für die Behandlung von Long Covid aktuell nicht bestätigt sind, werden die Therapieansätze in der Regel nicht durch die Krankenversicherung bezahlt.

Long-Covid-Informationsblatt

12.01.2023

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