Neue Corona-Welle im Herbst
«Der Immunschutz nach Erkrankung oder Impfung nimmt ab»

Ab dem 10. Oktober 2022 gelten in der Schweiz neue Impfempfehlungen gegen Covid-19. Bei über 65-Jährigen, schwerwiegenden Vorerkrankungen, Trisomie-21 oder Schwangerschaft wird die Auffrischimpfung dringend empfohlen, für die übrige Bevölkerung ab 16 Jahren nach «individueller Abwägung».

Nach der Welle ist vor der Welle, nach der Impfung vor der Impfung. Die Corona-Pandemie hat ziemlich viel vom Schrecken der ersten beiden Jahre verloren. Aus dem Leben verschwunden ist das Virus aber nicht und die Expertinnen und Experten sagen eine neue Infektionswelle für den Herbst und Winter voraus. «Covid-19 ist kein gesundheitliches Problem in dem Sinn mehr, dass durch sehr viele schwerkranke Patientinnen und Patienten die Institutionen des Gesundheitswesens überlastet würden. Aber das Virus verursacht ein volkswirtschaftliches Problem, weil viele Leute krank werden und am Arbeitsplatz ausfallen», sagt santé24-Chefärztin Silke Schmitt Oggier.

Warum gibt es eine neue Impfkampagne? Nach offiziellen Angaben hatten bereits 97 Prozent der Bevölkerung mit dem Corona-Virus Kontakt und entsprechende Antikörper.

Silke Schmitt Oggier: «Viele Menschen hatten zwar mit dem Virus Kontakt, aber das bedeutet nicht, dass sie nicht mehr damit infiziert werden könnten. Der Immunschutz nach durchgemachter Erkrankung oder Impfung nimmt im Lauf der Zeit wieder ab. Daher gilt die Empfehlung, den vorübergehenden Immunschutz ein paar Monate nach Erkrankung oder letzter Impfung zu erneuern, um während ungefähr drei weiteren Monaten vom höchsten Impfschutz zu profitieren. Die Impfkampagne startet im Oktober, weil uns im Herbst und Winter wieder eine Phase mit hoher Virusausbreitung erwartet, wenn sich Personen vermehrt in geschlossenen Räumen aufhalten.»

Wer sollte diesen Herbst die Impfung gegen Covid-19 auffrischen lassen?

«Der Entscheid, ob man eine Auffrischimpfung machen lässt – bei den einen ist es die dritte, bei den andern die vierte oder gar fünfte Impfung – ist individuell und hängt stark von privaten und beruflichen Umständen ab. Wenn jemand älter als 65 Jahre ist oder schwerwiegende gesundheitliche Probleme aufweist wie zum Beispiel eine chronische schwere Herzinsuffizienz oder die Lungenerkrankung COPD sowie starkes Übergewicht, Diabetes mit hohen Langzeitblutzuckerspiegeln oder Trisomie-21 hat oder schwanger ist, gilt die dringende Empfehlung der Auffrischimpfung. Diese besonders gefährdeten Personen müssen vor einem für sie wahrscheinlichen schweren Krankheitsverlauf und dessen Komplikationen geschützt werden. Deshalb gilt diese Empfehlung auch für Betreuungspersonen oder Angehörige dieser Patienten.»

Müssen jüngere Menschen ohne Vorerkrankungen keinen schweren Verlauf befürchten?

«Die aktuell kursierenden Omikron-Varianten des Virus sind zwar sehr ansteckend, sodass es auch nach Erhalt der Auffrischimpfung weiterhin möglich sein wird, zu erkranken. Aber sie verursachen vor allem beim schon geimpften Teil der Bevölkerung  im Gegensatz zu den früheren Virustypen keine ernsthaften Symptome und führen kaum zu Hospitalisationen. 

Über 16- und unter 65-Jährige ohne Vorerkrankungen können selber abwägen, ob sie Gefahr laufen wollen, sich anzustecken. Ob sie vielleicht ein bis zwei Wochen Krankheitssymptome erleiden wollen, die zwar medizinisch als «leicht» gelten, aber doch sehr unangenehm sind und einen entsprechenden Arbeitsausfall verursachen. Die gänzlich ungeimpfte Bevölkerung hat nach wie vor ein höheres Risiko für einen schwereren Krankheitsverlauf oder auch, an Long-Covid zu erkranken.»

Wird bei der Auffrischimpfung ein neuer Impfstoff gegen Omikron verabreicht?

«Ende August hat Swissmedic einen sogenannten bivalenten mRNA-Impfstoff zugelassen, der ein Spike-Protein sowohl gegen Wuhan-Stämme wie gegen Omikron enthält. Welcher Impfstoff wo verimpft wird, hängt von den Verfügbarkeiten ab. Beim Hausarzt kann das vermutlich vorgängig abgeklärt werden. Wie gut die vorhandenen Impfstoffe auch künftig wirken, hängt auch davon ab, ob das Virus in absehbarer Zeit wieder mutiert.»

Muss man mit der Auffrischimpfung warten, wenn man kürzlich an COVID erkrankt ist?

«Ja, man sollte einen Abstand von mindestens vier Monaten zu einer durchgemachten Covid-Erkrankung oder auch einer zum Beispiel für eine Auslandsreise benötigten Covid-Impfung einhalten, bevor man sich impfen lässt.»

In den vergangenen Monaten hatten vermutlich viele Menschen Covid-19, ohne es zu wissen. Können sie bedenkenlos eine Auffrischimpfung bekommen?

«Wer über kein eindeutiges Testergebnis verfügt und nur vermutet, Covid-19 gehabt zu haben, kann die Auffrischimpfung trotzdem machen lassen. Falls die Erkrankung weniger lange zurückliegt, treten im Anschluss an die Impfung möglicherweise etwas stärkere Nebenwirkungen auf. Sonst passiert aber nichts!»

19.09.2022

Bundesamt für Gesundheit

Covid-19: Impfempfehlungen Herbst 2022

Die Covid-19-Impfempfehlungen werden auf den Herbst hin angepasst, um das Risiko schwerer Erkrankungen zu senken und die Belastung des Gesundheitssystems zu begrenzen. Im Vordergrund steht der Schutz besonders gefährdeter Personen:

  • Personen mit Alter 65+
  • Personen mit erhöhtem individuellen Erkrankungsrisiko (16 bis 64 Jahre)
  • Schwangere

Auffrischimpfungen sollen frühestens vier Monate nach der letzten Impfung oder Genesung erfolgen. Alle Impfungen, die den Empfehlungen von BAG und EKIF entsprechen, sind kostenlos.

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