Forschung für weniger Verschreibungen
SWICA unterstützt bessere Antibiotika-Aufklärung in der Hausarztpraxis

Ein Forschungsprojekt des Berner Instituts für Hausarztmedizin (BIHAM) testet, wie sich Antibiotikaverschreibungen in der Hausarztpraxis durch gemeinsame Entscheidungsfindung von Patientinnen und Patienten sowie Ärztinnen und Ärzten reduzieren lassen. SWICA unterstützt das Projekt im Praxisalltag.

«Antibiotika: Nutze sie richtig, es ist wichtig» – unter diesem Slogan lancierte das Schweizerische Bundesamt für Gesundheit (BAG) bereits 2019 eine grossangelegte Informationskampagne zum Umgang mit Antibiotika. Denn Antibiotikaresistenzen aufgrund falscher oder zu häufiger Verschreibungen sind eine gut dokumentierte Bedrohung für die weltweite öffentliche Gesundheit. «Ein Grund für die Überversorgung ist der Einsatz bei viralen oder von selbst abklingenden bakteriellen Infektionen, bei denen Antibiotika unwirksam oder unnötig sind», weiss Dr. med. Adrian Rohrbasser, der als Arzt bei Medbase arbeitet und gleichzeitig am Berner Institut für Hausarztmedizin (BIHAM) forscht. 

Aber warum werden diese Medikamente in solchen Fällen überhaupt verschrieben? «Ein Grund dafür könnte die Präferenz der Patientinnen und Patienten für die Einnahme von Antibiotika sein. Oder – was sogar noch häufiger der Fall sein dürfte: Die Ärztin oder der Arzt hat das Gefühl, dass die kranke Person ein Antibiotikum bevorzugt und verschreiben das Medikament daher schneller», erklärt Rohrbasser.

Mittelohrentzündungen, Harnwegs- und Mandelinfektionen im Fokus

Dabei könnte eine reduzierte Antibiotikaverschreibung in den Hausarztpraxen die sich entwickelnden Resistenzen wirksam drosseln. Genau das erhofft sich eine Forschungsgruppe des BIHAM rund um Adrian Rohrbasser, die auch von SWICA unterstützt wird. Sie befasst sich mit der Frage, ob das Konzept von «shared decision-making», also die gemeinsame Entscheidungsfindung zwischen Patientinnen, Patienten, Ärztinnen und Ärzten, zu einer reduzierten Antibiotikaverschreibung führen könnte. Untersucht wird diese Frage in einem ersten Schritt anhand von drei Erkrankungen, bei denen häufig ohne den Einsatz von Antibiotika eine Besserung eintritt: bei Harnwegsinfektionen, Mittelohr- und Mandelentzündungen.

Evidenzbasierte Informationen als Gesprächsbasis 

Für das Patientengespräch kommen als Hilfestellung Informationsblätter zum Einsatz, die den Wissenstransfer von Ärztinnen und Ärzten zu Patientinnen und Patienten über den Nutzen und Schaden von Antibiotika erleichtern sollen. Umgekehrt helfen sie den erkrankten Personen, gegenüber der Ärztin oder dem Arzt die eigenen Präferenzen und Werte einfacher zu vermitteln. Anschliessend können die beiden Parteien gemeinsam entscheiden, ob ein Antibiotikum sinnvoll ist oder vorerst abgewartet werden soll. 

Die Informationsblätter wurden in einer Forschungsarbeit im Zusammenhang mit dem Projekt StAR (Strategie Antibiotikaresistenzen) des BAG von 2015 und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Hausarztpraxen, Patientinnen und Patienten entwickelt. Sie stützten sich auf Erkenntnisse aus der Literatur und dem Praxisalltag. 

Breite Forschungsförderung

Das Forschungsprojekt, das den Effekt der Hilfsmittel auf die gemeinsame Entscheidungsfindung und damit auf die Wahl für oder gegen ein Antibiotikum untersucht, wurde von der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM) ausgezeichnet und wird von ihr mit 50 000 Franken gefördert. Auch SWICA beteiligt sich am Projekt, indem sie die im Praxisalltag eingesetzten Methoden mit Hilfe von Abrechnungsdaten evaluiert und so die Weiterentwicklung und Verbreitung des innovativen Ansatzes unterstützt.

16.02.2023

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