Sollen die Kosten für Verhütungsmittel für unter 25-Jährige von der Krankenversicherung übernommen werden?

Wer hierzulande Sex hat, muss für Kondom, Pille, Spirale und Co. selbst bezahlen. Eine Motion möchte dies nun ändern und Verhütungsmittel allen unter 25-Jährigen gratis zur Verfügung stellen. Bisher beschränken sich die Präventionsmassnahmen des Bundes auf einfach zugängliche und bezahlbare Beratungsangebote, die legale Einnahme der Notfallpille sowie die Information, wo Verhütungsmittel besorgt werden können. Wie die jährliche Erhebung des Contraception Policy Atlas Europe zeigt, liegt die Schweiz damit im Vergleich mit weiteren 46 Ländern im europäischen Mittelfeld. Die Kosten für Verhütungsmittel sind beispielsweise in Deutschland bis 19 Jahre, in Frankreich, Belgien, Schweden sowie Albanien bis 25 Jahre oder in Grossbritannien teilweise ein Leben lang durch die Krankenversicherung gedeckt. Nebst vielen osteuropäischen Ländern ist unter anderem in Österreich oder Italien keine Kostenübernahme vorgesehen.

Pro

«Besonders für Junge und Menschen in Ausbildung ist Verhütung teuer: Hormonbasierte Verhütungsmittel kosten 100 bis 300 Franken pro Jahr. Wenn sie sich Pille, Spirale oder Kondome nicht leisten können, sind Betroffene einer enormen Belastung ausgesetzt, besonders bei Schwangerschaftsabbrüchen. Dagegen hilft die kostenlose Abgabe von Verhütungsmitteln: In Frankreich sinkt seit der neuen Regelung die Zahl der Abtreibungen in der Altersgruppe deutlich. Die Schweiz sollte dringend nachziehen. Damit lindern wir das Leid von jungen Frauen. Und unser Gesundheitswesen kann sich mehr um andere Probleme kümmern.»

 Samira Marti

Samira Marti
Nationalrätin Nationalrätin SP Baselland

Contra

«Eine völlig überflüssige Forderung, welche einmal mehr den jungen Menschen die Eigenverantwortung abspricht. Die hohen Krankenkassenprämien stehen beim Sorgenbarometer weit oben. Mit einer Kostenübernahme werden die Prämien nochmals ansteigen. Während wir im Parlament über Kostensenkungsprogramme diskutieren, soll der Leistungskatalog wiederum erweitert werden? Das geht nicht ohne höhere Prämien. Würde der Motion Folge gegeben, käme die nächste Forderung: eine Abgabe ohne Altersbeschränkung, bald auf den Tisch. Hier dürfen wir nicht aufs Ausland schauen, sondern unseren eigenen Weg gehen.»

 Therese Schläpfer

Therese Schläpfer
Nationalrätin SVP Zürich